Segelflieger-Nachwuchs fliegt in Zwickau: Eric Schneider qualifizierte sich damit für die Deutsche Meisterschaft im kommenden Jahr.
Segelfliegen ist echter Sport. Man ist körperlich aktiv und widmet sich der Steigerung der eigenen Leistungsfähigkeit. Am heimischen Flugplatz wird bei jeder Gelegenheit trainiert. Langstreckenflüge und das Ausreizen der Thermik gelingen immer besser.
Noch viel spannender ist es, sich im sportlichen Wettkampf mit fremden Piloten auf unbekanntem Terrain zu messen. Zwei junge Hammelburger Segelflieger haben es gewagt. Im August haben sie sich zehn Tage lang in Zwickau bei den Qualifikationsmeisterschaften zur Deutschen Meisterschaft der Konkurrenz gestellt. Für Peter-Richard Wagner und Eric Schneider, beide 17 Jahre alt, damit die jüngsten Teilnehmer im Feld, war es eine Premiere. "Da muss man sich erst mal reinfinden", berichtet Schneider. "Von erfahreneren Piloten haben wir aber ein paar hilfreiche Tipps bekommen." "Es ist eine ganz andere Art des Fliegens mit einer ganz konkreten Aufgabe", ergänzt Wagner.
Daten exakt aufgezeichnet
Was jeden Tag aufs Neue im morgendlichen Briefing von der Wettkampfleitung als Auftrag bekannt gegeben wird, klingt zunächst einfach: Abfliegen einer bestimmten Strecke, meistens in Form eines Dreiecks, in möglichst kurzer Zeit. Startpunkt und Wendepunkte sind geografisch fest vorgegeben. Genau darin liegt die Herausforderung. Erst einmal ist ein Gespür für den richtigen Zeitpunkt zum Starten gefragt. Dafür steht ein Zeitfenster von zwei Stunden zur Verfügung. Man lässt sich von der Schleppmaschine nach oben befördern und bleibt zunächst in der Thermik kreisend in Wartestellung. Sobald einem die erreichte Höhe und die Wetterbedingungen passend erscheinen, geht es los auf die Strecke, und die Zeitwertung beginnt. Die ist absolut unbestechlich, mit modernem elektronischen Equipment werden sämtliche Flugdaten exakt aufgezeichnet. Nun ist es ganz entscheidend, die Wolken richtig einzuschätzen und jedes Quäntchen Aufwind in wertvolle Höhe umzusetzen.
Konkurrenz moderner
Wagner und Schneider sind nicht mit dem allermodernsten Fluggerät angetreten. Die Flugzeuge vom Typ ASW15 und Standard Libelle sind beides Konstruktionen aus den späten 60er Jahren. Die Konkurrenz war teilweise deutlich moderner aufgestellt. "Unsere Flieger sind eigentlich zu leicht. Das kostet wertvolle Geschwindigkeit", erklärt Wagner. Durch die tropischen Temperaturen wurde es nicht gerade einfacher. Am Boden wurden weit über 30 Grad gemessen und auf 3000 Metern Höhe immer noch über 20 Grad. Bei Streckenflügen mit bis zu 385 Kilometern Länge kam damit zu der Anforderung an die volle Konzentration über viele Stunden auch körperliche Belastung hinzu. Die Piloten behalfen sich mit reichlich Flüssigkeitszufuhr und nassen Tüchern um den Hals.
Trotz fehlender Wettkampferfahrung haben sich die beiden Hammelburger mehr als wacker geschlagen. Dienten die ersten beiden Tage noch dem "Sichhineinfinden", wurde alsbald ordentlich auf die Tube gedrückt. Das väterlich-gönnerhafte Schulterklopfen der erfahreneren Konkurrenten wich immer mehr neidisch-respektvollen Blicken. Eric Schneider holte sich mit Durchschnittsgeschwindigkeiten bis zu 107 km/h drei Tagessiege, errang am Ende den Gesamtsieg bei 25 Teilnehmern in seiner Klasse und qualifizierte sich damit für die Deutsche Meisterschaft im kommenden Jahr. "Am letzten Tag hätte ich mir sogar noch ein paar Fehler erlauben können", berichtet er grinsend. Peter-Richard Wagner beendete den Wettkampf in der selben Klasse auf dem zehnten Platz in der Gesamtwertung.